Ein Eisenbahnfreund hatte auf einer Börse einen TEE von Lima erworben. Er hatte vom Verkäufer den Hinweis bekommen, dass der Triebzug nicht "läuft". Da der optische Zustand aber gut war, hat er das Modell doch gekauft. Zu Hause auf der eigenen Anlage aufs Gleis gestellt, tat sich lauftechnisch rein nichts. Es bewegte sich nichts, noch nicht einmal ein Brummen des Antriebsmotors. 

Ich habe mich dann bereit erklärt mir die Sache mal von innen anzusehen. Diese Aktion will ich hier beschreiben und mit einigen Fotos „garnieren“.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Da ist das gute Stück. Der Antrieb sitzt nicht in einem der Triebköpfe. Je nach Fahrtrichtung ist er im zweiten oder dritten Einheit untergebracht.   


 

 

 

 

 

 

Erster Schritt, das Gehäuse öffnen. Von anderen Lima Triebfahrzeugen schon vorgewarnt, habe ich mich direkt mit viel Geduld und Zahnstochern gerüstet. Nachdem ich die erste Stelle gefunden und mit einem Zahnstocher gesichert hatte, war der Rest nur noch ein Geduldsspiel. 


 

 

 

 

 

 

Nach dem Öffnen des Gehäuses wähnte ich mich schon am Ziel, aber weit gefehlt. Ich hatte vorher noch keinen Antrieb dieser Bauart auseinander genommen. Es sieht ja alles erstmal aufgeräumt aus, ein Motor mit zwei Schwungmassen und zwei Kardanwellen zu den Antriebsdrehgestellen. Der Ausbau eines Triebgestells wurde mir nur ersichtlich, weil die Befestigung schon defekt war. Alles geklipst. Hier liegt der Rahmen der Befestigung  schon lose über dem Schneckengetriebe. Das Drehgestell selber liegt dann irgendwann auf der Werkbank. Man sieht immer noch nichts vom eigentlichen Getriebe.


 

 

 

 

 

 

Vier Klipsverbindungen später kann man endlich einen Blick auf die Zahnräder werfen.

Nach kurzer Zeit war dann klar, was dem Antrieb fehlt.


 

 

 

Die beiden Zahnräder auf den Antriebsachen waren gerissen. Das ist leider eine „Krankheit“, die Lima und auch ältere Piko Modelle haben. Die Folge ist dann, dass das Zahnrad lose auf der Achse läuft und dann natürlich kein Vortrieb mehr vorhanden ist. 

Bei dem vorliegenden Modell hatte der Vorbesitzer offensichtlich auch schon einmal Hand angelegt. Den Defekt des ersten Zahnrades hat er nicht repariert, sondern hat ein vorhandenes Zwischenzahnrad entfernt. Damit war dann zwar nur noch eine Achse angetrieben, aber offensichtlich funktionierte es auch so.


 

 

 

 

Leider gibt keine Ersatzteile mehr für dieses Modell. Bei Firma SB Modellbau gibt es ein Angebot die Achsen auf Messingzahnräder umzurüsten. Der Preis  war mir allerdings für dieses Modell etwas hoch. Also Zähne zählen, Internetsuche für Kunststoffzahnrad, alles anpassen und wieder zusammenbauen. Das Zahnrad Modul 0,5 und 10 Zähne habe ich gefunden. Direkt mal 10 Stück bestellt. Auf dem Foto ist das neue Zahnrad neben dem ausgebauten Original zu sehen.

 


 

 

 

 

 

Hier ist schon der Zusammenbau zu sehen. Vorausgegangen war die Anpassung des Innendurchmessers des Zahnrades und eine Distanzhülse drehen. Wenn man auf dem vorhergehenden Foto die Zahnräder vergleicht, erkennt man den Ansatz am alten Zahnrad. Den musste ich durch die Distanzhülse "nachbilden". Dadurch wird die Achse wieder im Rahmen des Getriebes zentriert. 


 

 

 

 

Es blieb das Problem des fehlenden Zwischenzahnrades. Im Karton des TEE lag eine Kunststofftüte mit Zahnrädern. Mein erster Gedanke war, eines dieser Zahnräder einzusetzen. Leider hatten sie nicht die benötigte Anzahl Zähne. Die vorhandenen Räder hatten 20 Zähne, benötigt wurde aber ein Zahnrad mit 16 Zähnen. In meinem Fundus war noch ein passendes Zahnrad vorhanden. Die dazu passende Achse wurde aus Messing gedreht. Die Maße konnte ich von dem noch vorhandenen Zahnrad abnehmen. Links zu sehen nach dem Einbau. 


 

 

 

 

 

 

Jetzt sieht die Sache schon gut aus. Beide Achsen mit neuen Zahnrädern, Das fehlende Zwischenzahnrad eingebaut. 

 


 

 

 

 

 

Vor dem Zusammenbau des Getriebes musste noch die Abdeckplatte bearbeitet werden. Das neue Zahnrad ist breiter als das Defekte. Diese zusätzliche Breite bedingt eine Ausfräsung in der Abdeckplatte. Hier zu erkennen, der vorhandene Ausschnitt für das Originalzahnrad. Da das neu Zahnrad breiter ist, muss dieser Ausschnitt vergrößert werden.    


 

 

 

 

 

 

 

 

Hier zu sehen die Getriebeabdeckung auf der Flachbettfräse eingespannt.


 

 

 

 

 

 

Mit einem 2mm Fräser wurde das überflüssige Material weggefräst. Das Material der Abdeckung ist ein nylonartiger Kunststoff. Es war in der Bearbeitung etwas unangenehm.  


 

 

 

 

 

 

 

So sieht die Sache dann nach dem Fräsen aus. Etwas Nacharbeit mit dem Skalpell und die Ausfräsung ist fertig.


 

 

 

 

 

 

 

 

Deckel drauf und fertig.


 

 

 

 

 

 

Jetzt musste die Befestigung des Triebgestells im Rahmen erneuert werden. Bei der Suche nach den Zahnrädern war schon klar, dass auch dieses Teil nicht mehr erhältlich ist. Also den neu erworbenen 3D-Drucker „quälen“. Zu dieser Zeit war das 3D-Konstrurieren noch nicht so geübt. Hat etwas aufgehalten, aber letztendlich konnte ich das Ersatzteil drucken. Nebenstehend das Bild der 3D-Konstruktion, die notwendig ist, um den Drucker zu "füttern". 


 

 

 

 

 

 

 

 

Da sind die fertigen Befestigungsrahmen.


Endlich war das Getriebe wieder komplett. Etwas Öl an die richtigen Stellen und das Getriebe möglichst nur einmal zusammensetzen, wegen der vielen Klipsverbindungen. Ein Probelauf ergab zum Glück keine weiteren Probleme. Das zweite Triebgestell habe ich dann direkt auch ausgebaut. Es war keine Überraschung, dass auch hier die gleichen Verhältnisse vorgefunden wurden. Nur noch eine Achse angetrieben, Zwischenzahnrad demontiert und beide Achszahnräder gerissen. Das Ganze noch einmal. Ich wollte nicht beide Triebgestelle gleichzeitig auseinandernehmen, da ich nicht wusste ob beide die gleiche Konstruktion haben. Das fehlende Zahnrad (16 Zähne) musste ich jetzt bestellen. Ein Zweites war in der Grabbelkiste nicht mehr zu finden. Der Rest war dann die gleiche Übung wie zuvor.